Arabica und Robusta - die feinen Unterschiede

Arabica und Robusta - die feinen Unterschiede

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Robusta und Arabica – was sind die Unterschiede?

Der perfekte Kaffeegenuss fängt bereits bei der Wahl der Kaffeesorte an. Sollen es lieber die eleganteren Arabica-Bohnen sein, bevorzuge ich die Robusta-Bohnen mit der schönen Crema oder möchte ich vielleicht eine gute Mischung online kaufen? Welche Kaffeebohnen die „richtigen“ sind, hängt von verschiedenen Faktoren, vor allem aber vom individuellen Geschmack ab. Dabei gibt es wesentliche Unterschiede zwischen den zwei Stars unter den Kaffeesorten.

Zwei Glasschalen mit Kaffeebohnen

Die grossen Sorten: Robusta und Arabica

Mehr als 100 verschiedene Bohnensorten der Kaffeepflanze Coffea gibt es weltweit, nur zwei von ihnen geniessen internationale Popularität: In der Export- und Verkaufshitliste rangieren mit grossem Abstand und einem Marktanteil von etwa 99 Prozent die zwei grossen Sorten Arabica (Coffea arabica) und Robusta (Coffea canephora) ganz weit oben. Mit rund 60 Prozent besetzen dabei die Arabica-Bohnen den Spitzenplatz.

Auch wenn die beiden Kaffeesorten für den Laien zunächst einmal recht ähnlich sind, gibt es doch auffällige Unterschiede in vielen Aspekten, die eine genauere Betrachtung verdienen:

  • die Herkunft
  • die Anbaubedingungen
  • das Aussehen
  • der Geschmack
  • die Inhaltsstoffe
  • der Preis
Zwei Frauen bei der Kaffeekirschenernte
Erntezeit

Die Herkunft

Seinen Namen hat der Arabica-Kaffee seiner Herkunft zu verdanken. Ihre Wurzeln haben die Kaffeebohnen im arabischen Raum, genauer gesagt in Äthiopien. Erstmals kam diese Urform des Kaffees bereits im 7. Jahrhundert auf. Im 11. Jahrhundert machte sie sich im arabischen Raum breit, ab dem 17. Jahrhundert gelangte sie dann auch nach Westeuropa.

Auch wenn die Robusta-Bohnen nach heutigem Wissensstand deutlich älter sind, wurden sie jedoch erst ab dem 18. Jahrhundert erstmals schriftlich erfasst und dann nach und nach immer populärer. Ihren Ursprung haben sie in West- und Zentralafrika.

Die Anbaugebiete

Arabica-Bohnen kommen auch heute noch aus Äthiopien. Weitere wichtige Anbaugebiete befinden sich in Südamerika. Wichtige Kaffeeproduzenten sind vor allem Brasilien und Kolumbien. Die Robusta-Bohnen werden ebenfalls in Brasilien angebaut. Größere Kaffeeplantagen gibt es zudem in Vietnam, Indien, Uganda und Indonesien.

Die Anbaubedingungen

Arabica und Robusta direkt nebeneinander anzubauen, ist keine gute Idee. Je nach Region würde entweder die eine oder die andere Pflanze unter den klimatischen Bedingungen leiden. Deutlich empfindlicher und anspruchsvoller ist die Arabica-Kaffeepflanze. Für ein optimales Wachstum bevorzugt sie Höhenlagen ab etwa 600 Meter. Sie fühlt sich aber auch auf 2.000 Metern Höhe noch wohl. Die Aussentemperatur sollte sich konstant in einem Bereich zwischen 15 und 25 Grad bewegen. Dem nicht genug: Extreme Wetterbedingungen, wie Dürre, Nässe oder Frost, mag die Arabica-Pflanze so gar nicht. Da die Pflanzen auch empfindlich gegenüber zu viel Sonnenlicht sind, wachsen sie recht langsam. In ihrer langen Wachstumsphase haben die Arabica-Bohnen daher viel Zeit, viele verschiedene Aromen zu entwickeln.

Dass die Robusta-Bohnen deutlich widerstandsfähiger sind, darauf weist bereits ihr Name hin. Grundsätzlich mögen es die robusten Pflanzen gerne warm (die optimale Temperatur liegt zwischen 20 und 30 Grad). Niederschlag stört sie wenig. Im Gegenteil: Zwischen 2.000 mm bis 3.000 mm Regen dürfen und sollten es pro Jahr schon sein. Eine Lage in den Bergen ist nicht nötig, der Tieflandkaffee bevorzugt die flacheren Lagen zwischen 0 und maximal 900 Metern.

Das Aussehen

Legt man je eine Arabica- und eine Robusta-Bohne nebeneinander, dann fällt der Unterschied direkt ins Auge. Arabica-Bohnen sind deutlich grösser: Sie weisen eine längliche und flache Form auf. Ihre mittige Furche ist leicht s-förmig. Im direkten Vergleich dazu präsentiert sich die Robusta-Bohne eher klein und rundlich.

Genau andersherum sieht es bei den Pflanzen selbst aus: Bis zu zwölf Meter gross werden die Robusta-Pflanzen. Arabica-Kaffeepflanzen wachsen im kultivierten Anbau dagegen gerade mal zwei, maximal fünf Meter hoch.

Zwei Hände. Eine mit frischen Kaffeekirschen, eine mit gerösteten Kaffeebohnen

Der Geschmack

Auch wenn der Geschmack abhängig ist von der jeweiligen Anbauregion, von den Wetterbedingungen des Jahres sowie nicht zuletzt von der Röstung, gibt es doch einige typische Merkmale: So sind Arabica-Bohnen eher süsslich und fruchtig und weisen eine milde Säure auf. Aufgrund ihrer DNA mit 44 Chromosomen sind die Aromen beim Arabica-Kaffee insgesamt etwas vielfältiger und nuancenreicher als beim Robusta (mit 22 Chromosomen). Letztere Bohnen zeichnen sich dagegen durch ihren kräftigen Geschmack mit leicht herben und nussigen Aromen aus. Ins Auge fällt zudem die satte und lang anhaltende Crema, die bei der Zubereitung entsteht.

Die Inhaltsstoffe

Ein Blick auf die nackten Zahlen zeigt weitere Unterschiede zwischen den Kaffeebohnen auf: So ist der Koffeingehalt der Arabica-Bohnen mit 1,1 bis 1,7 Prozent deutlich geringer als der der Robusta-Bohnen. Auch beim Säuregehalt ist der Anteil mit ein bis zwei Prozent Chlorogensäure beim Arabica-Kaffee niedriger als beim Robusta (zwei bis vier Prozent). Die Nase vorn hat der „arabische“ Kaffee dagegen beim Öl- und Zuckergehalt.

Der Preis

Robusta-Kaffee ist im direkten Vergleich häufig die preisgünstigere Variante. Der höhere Preis des Arabicas liegt vor allem im deutlich höheren Aufwand beim Anbau und dem vergleichsweise geringeren Ernteertrag begründet. Darüber hinaus zahlen Sie für Arabica-Kaffee allein aufgrund seines Namens meist etwas mehr, da er gemeinhin als der qualitativ bessere Kaffee gilt. Aufgrund des allgemeinen Anstiegs der Kaffeepreise sind die Unterschiede im Preisverhältnis jedoch nicht mehr so hoch, wie sie das noch vor einigen Jahren waren.

Das Vorurteil: Sind Arabica-Bohnen wirklich besser?

Die Werbebotschaft „Zu 100 Prozent aus Arabica-Bohnen“ ist auf vielen Kaffeeverpackungen zu lesen. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Die Produzenten möchten die hohe Qualität ihres Kaffees hervorheben – Arabica gilt schließlich als der elegantere und geschmacklich vielfältigere Kaffee, der noch dazu nur unter besonderen Bedingungen wächst. Den preisgünstigeren Robusta-Kaffee jedoch pauschal als minderwertigen Kaffee zu verdammen, ist keine gute Idee: Allein aufgrund des von Natur aus sehr unterschiedlichen Geschmacks ist ein direkter Vergleich ohnehin nur schwer möglich. Qualitätsbestimmend sind zudem jeweils die Anbaubedingungen und die Röstung.

Ein Glas mit einlaufendem Espresso unter einer Siebträgermaschine

Der deutlich kräftigere Geschmack der Robusta-Bohnen hat zudem seine Fangemeinde. Für einen klassischen Espresso sind sie beispielsweise ideal. Viele Espressomischungen weisen daher einen Anteil von mindestens 50 Prozent Robusta-Bohnen auf. Wer einen ordentlichen Koffein-Kick sucht, liegt mit dem dieser Sorte zudem auf der sicheren Seite.

Ein Blick in die Zukunft: Welche Bohne macht das Rennen?

Der Klimawandel macht es den empfindlicheren Arabica-Bohnen immer schwerer, sich zu behaupten. Durch starke Dürre, zu viel Wärme und/oder eine Menge Niederschlag steigt das Risiko für schlechte Ernten bei den Arabica-Bohnen von Jahr zu Jahr. Gleichzeitig wächst die globale Nachfrage an Kaffee kontinuierlich. Genau dieses Missverhältnis spielt dem Robusta-Kaffee mehr und mehr in die Karten. Es ist daher wahrscheinlich, dass der Markt des Robusta-Kaffees in den nächsten Jahren wächst und an Bedeutung gewinnt. Mittlerweile wird Robusta sogar nicht nur als sogenannte Blend-Mischung verkauft, sondern er findet seinen Solo-Platz in Kaffeekapseln und Co. Experten erwarten zudem einen deutlichen Qualitätssprung der aromatischen Bohne mit der hohen Widerstandskraft.