Kaffeepreise steigen seit 2023 stark

Kaffeepreise steigen seit 2023 stark

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Steigende Kaffeepreise: Gründe, warum wir für den Genuss mehr zahlen müssen

Ohne eine Tasse Kaffee als Wachmacher geht es für viele nicht am frühen Morgen, meist bleibt es nicht bei einer. Auch Espresso, Latte macchiato und Cappuccino stehen auf der Liste der Lieblingsgetränke weit oben. Dass ihr Kaffeegenuss jedoch immer teurer wird, stösst bei vielen Konsumenten und Konsumentinnen bitter auf. 

Haben Sie sich auch schon gefragt, warum Sie immer mehr für die Robusta und Arabica Kaffeebohnen zahlen müssen? Die Gründe für den deutlichen und kontinuierlichen Preisanstieg sind vielfältig.

Teure Robusta und Arabica Kaffeebohnen: So ist die Lage

Wahrscheinlich haben Sie beim Kauf Ihres Kaffees bereits festgestellt, dass Sie für die gleiche Menge noch vor einigen Jahren, aber auch nur Monaten weniger bezahlt haben. Dabei sind es nicht etwa Kalkül und Profitgier, die Röstereien und Händler dazu veranlassen, an der Preisschraube zu drehen. Die Kostensteigerungen lassen sich vielmehr als Konsequenz der immens gestiegenen Preise des Rohkaffees betrachten. Für die beiden weltweit wichtigsten Sorten Arabica und Robusta sind die Preise auf dem Weltmarkt seit 2022 nahezu explodiert. Die Börsenpreise liegen 2024 um fast 60 Prozent höher als noch im Vorjahr.

Woran das liegt, lässt sich nicht auf DEN einen Grund zurückführen. Vielmehr gibt es eine Reihe an Ursachen für die teuren Kaffeebohnen. Dazu gehören:

  • der Klimawandel und schlechtere Ernten
  • höhere Produktionskosten
  • längere Transportwege
  • eine steigende Nachfrage
  • Veränderungen auf dem Weltmarkt

Klimawandel: erschwerte Bedingungen in den Erzeugerländern

Wärme ist gut, Hitze dagegen weniger. Es darf auch mal etwas kühler sein, Frost ist dagegen Gift für die empfindlichen Bohnen. Am liebsten mögen Robusta und Arabica Kaffeebohnen relativ konstante Temperaturen, ausreichende Feuchtigkeit mit mässigem Niederschlag sowie Sonnenlicht in Massen. Die Realität beziehungsweise die klimatischen Verhältnisse sehen in vielen Erzeugerländern jedoch anders aus.

Extreme Wetterbedingungen sind für die Kaffeeproduzenten längst keine Seltenheit mehr: So hatte Brasilien als weltweit grösster Kaffeeexporteur mehrere Winter mit Frost und anhaltender Trockenheit zu kämpfen. Ähnlich sieht es in Vietnam aus: Die verspätete Regenzeit und eine damit einhergehende Dürre lässt 2024 einen geringen Ernteertrag erwarten. Aber auch extreme Hitze und Überschwemmungen als weitere Folgen des Klimawandels schaden den empfindlichen Bohnen und reduzieren ihren Ertrag. So hat beispielsweise Starkregen einer erfolgreichen Ernte in Indien einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht.

Produktionskosten: mehr Geld in allen Bereichen

Dass Sie als Endverbraucher mehr für Ihren Kaffee zahlen müssen, ist die Konsequenz aus insgesamt gestiegenen Kosten, die sich durch den gesamten Produktions- und Beschaffungsprozess ziehen. Die wichtigsten Kostentreiber haben wir hier zusammengefasst:

  • Erzeuger: mehr Energie und Lohn Die Preise klettern in nahezu allen Bereichen nach oben: Auch bei den Erzeugern macht sich das bemerkbar. So haben die Kaffeebauern teurere Energiekosten und der Lohn für die Arbeiter und Arbeiterinnen steigt. Den erhöhten Aufwand geben sie (zumindest teilweise) an ihre Abnehmer weiter.
  • Transport: Containerknappheit und Umwege Auch beim Transport spielt der Faktor Energie eine wichtige Rolle, schliesslich benötigen die riesigen Containerschiffe eine Menge des immer teurer werdenden Treibstoffs. Kostentreibend hinzu kommen die Knappheit der verfügbaren Container sowie längere Stand- und Liegezeiten in den Häfen. Darüber hinaus ist der Seeweg durch das Rote Meer aufgrund der Angriffe der Huthi-Miliz zu einem unkalkulierbaren Risiko geworden. Der Umweg über Südafrika kostet nicht nur Zeit, sondern natürlich auch Geld.
  • Röstereien: höhere Energie- und Verpackungskosten Nicht zuletzt kommen auch auf die Röstereien zusätzliche Kosten zu. Denn um die Robusta- und Arabica-Bohnen zu rösten, ist ebenfalls ein hoher Energieaufwand nötig. Dieser ist an sich zwar nicht höher geworden, der Preis für das notwendige Gas jedoch schon. Damit nicht genug: Wer seine Kaffeebohnen nicht lose verkaufen will und für die längere Haltbarkeit auf eine licht- und luftdichte Verpackung angewiesen ist, greift dafür ebenfalls tiefer in die Tasche. Viele Kaffeeröstereien befüllen den Kaffee auch in Kaffeekapseln und Kaffeepads. Eine erhöhte Nachfrage und Lieferengpässe treiben hier die Preise für Kartons und Verpackungen in die Höhe.
Statistik über Kaffeepreise in den letzten Jahren bis ende 2024
Statistik über Kaffeepreise in den letzten Jahren bis ende 2024

Nachfrage: Warum Kaffee immer beliebter wird

Sogar noch vor Wasser und Bier ist Kaffee das unangefochtene Lieblingsgetränk in der Schweiz und in Deutschland. Das ist bereits seit Jahrzehnten so, die Corona-Pandemie hat die Nachfrage nach Kaffee aber noch einmal um einiges angekurbelt. Im Schnitt werden pro Kopf knapp vier Tassen Kaffee pro Tag getrunken. Freiwillig verzichten möchte wohl niemand auf das Heissgetränk mit der belebenden Wirkung. Selbst die steigenden Kosten führen aktuell (noch) nicht dazu, dass weniger Kaffee getrunken wird.

Die Nachfrage steigt aber nicht nur in den Ländern, die ohnehin als Kaffeetrinkernationen bekannt sind. Mittlerweile haben auch andere Staaten, darunter Indien, Brasilien und Mexiko, den Kaffeegenuss für sich entdeckt und machen den Kaffee damit zu einem noch begehrteren Produkt.

Ein weiterer Faktor ist bei der Nachfrage nicht zu unterschätzen: Ende 2024 tritt die EU-Entwaldungsverordnung in Kraft. Die Hersteller müssen nachweisen, dass für die Produktion der Kaffeebohnen (oder anderer Erzeugnisse) keine Wälder gerodet oder anderweitig beschädigt wurden, wenn sie in ein Land der Europäischen Union exportiert werden sollen. Da die Händler in aller Welt aufgrund dieser strengen Vorgabe eine weitere Verknappung befürchten, haben viele ihre Lager mehr als gut gefüllt. Die Folge: Das Angebot schrumpft. In der Schweiz ist gemäss Bundesrat diese Verordnung noch nicht umsetzbar, Sie wurde jedoch am 14.08.2024 bereits besprochen.

Die Aussicht: Es bleibt teuer

Eine kurz- und mittelfristige Erholung der Preise für Robusta und Arabica Kaffeebohnen ist nicht absehbar. Vielmehr erwarten Experten keine rasche Erholung, sondern sogar eine weitere Kostensteigerung. Diese ungünstige Dynamik wird noch dadurch begünstigt, dass man an den Börsen auf immer höhere Preise setzt. Damit Kaffee nicht irgendwann zum unbezahlbaren Luxusprodukt wird, sondern langfristig das erschwingliche Getränk Nummer eins bleibt, besteht jedoch ein dringender Lösungsbedarf in allen kostentreibenden Bereichen.